Aktion Darmkrebs   Betroffene helfen AngehörigenAktion zur Darmkrebsfrüherkennung des Tumorzentrums Erlangen-Nürnberg

S. Petsch (1), S. Schick (1), B. Eibl-Eibesfeldt (2), Anne Meyer (3), J. Schenk (4), W. Hohenberger (5)

(1) Geschäftsstelle des Tumorzentrums der Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, (2) Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Kliniken Dr. Erler gGmbH, Nürnberg, (3) Doktorandin der Med. Fakultät, Universität Erlangen-Nürnberg, (4) Gastroenterologische Schwerpunktpraxis Erlangen, (5) Chirurgische Klinik, Universitäts‐klinikum Erlangen

Einleitung

Erstgradig Verwandte von Darmkrebs-Betroffenen haben im Vergleich zur Normalbevölkerung ein 2 bis 4-fach erhöhtes Risiko, ebenfalls an einem Darmkrebs zu erkranken. Die Krankenkassen in Deutschland bezahlen im Rahmen der gesetzlichen Früherkennungsmaßnahmen erstmalig ab dem 55. Geburtstag eine Früherkennungskoloskopie. Jedoch belegen Studien, dass diese Risikogruppe durchschnittlich 10 Jahre früher an einem Darmkrebs erkrankt als die Normalbevölkerung [1]; daher sollte auch die erste Koloskopie 10 Jahre früher durchgeführt werden.

Diese Fakten sind leider weder in der Öffentlichkeit noch bei den Betroffenen selbst ausreichend bekannt. Daher initiierte die interdisziplinäre Projektgruppe „Kolorektale Karzinome“ des Tumorzentrums 2008 im „Darmkrebsmonat März“ in Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen eine Aufklärungskampagne, um diese Risikopopulation gezielt zu informieren.

Material und Methoden

Vom Klinischen Krebsregister wurden im Einzugsgebiet des Tumorzentrums (Regierungsbezirk Mittelfranken und Landkreis Forchheim) lebenden Darmkrebs-Betroffene mit Erstdiagnose 1998 bis 2008 im Namen ihrer behandelnden Kliniken angeschrieben und über das erhöhte Risiko ihrer Geschwister, Kinder und Eltern informiert und gebeten, ihre Angehörigen zu Vorsorgeuntersuchungen, insbesondere der Früherkennungskoloskopie, zu motivieren.

Die angeschriebenen Patienten können auf einem Rückantwortformular angeben, ob sie an der Aktion teilnehmen möchten oder nicht, mit freiwilliger Angabe der jeweiligen Gründe. Neben Informationsmaterial für die Angehörigen liegt dem Anschreiben auch ein Dokumentationsbogen zur Erhebung der Ergebnisse einer aufgrund dieser Aktion durchgeführten Früherkennungskoloskopie bei. Gleichzeitig wurde die Öffentlichkeit durch eine Pressekampagne und die Ärzte in der Region gezielt durch persönliche Anschreiben informiert.

Alle zurückgesendeten Informationen werden in einer Datenbank dokumentiert und im Rahmen einer Doktorarbeit aktuell ausgewertet. Die Aktion wird vom Verein zur Förderung des Tumorzentrums der Universität Erlangen-Nürnberg e.V. finanziell unterstützt.

Zwischenergebnisse

Diskussion

Die Aktion wurde überaus positiv von Betroffenen, Angehörigen, Ärztinnen und Ärzten in Kliniken und Praxen sowie in der Öffentlichkeit aufgenommen. Das primäre Ziel, die Betroffenen über das erhöhte Risiko ihrer Angehörigen zu informieren, wurde bereits erreicht. Den nachhaltig positiven Effekt in der Region zeigt unter anderem die große Nachfrage aus der Bevölkerung und aus Praxen/Kliniken nach Postern und weiterem Informationsmaterial.

Ob mit dieser Aktion das Ziel erreicht wird, die Anzahl der Früherkennungskoloskopien in der Region zu erhöhen und damit anteilig mehr frühe Tumoren zu erkennen, ist erst in den nächsten Jahren sicher beurteilbar.

Zusammenfassung

Im Einzugsbereich des Tumorzentrums Erlangen-Nürnberg wurden Darmkrebspatienten angeschrieben, über das bis zu 4-fach erhöhte Erkrankungsrisiko ihrer direkten Angehörigen informiert und gebeten, diese entsprechend den Empfehlungen (Alter des Angehörigen = Alter des Erkrankten bei Diagnosestellung -10 Jahre) zu einer Früherkennungskoloskopie zu motivieren. Etwa 1/3 aller Angeschriebenen sendeten das Rückmeldeformular mit in der Regel sehr positiven Bewertungen zurück. Es zeigte sich, dass die Patientinnen und Patienten in der Region bereits sehr gut informiert sind, aber durch diese Aktion das Bewusstsein in der Bevölkerung weiter erhöht wurde. Die Aktion wurde auch von der Bevölkerung, den koloskopierenden Ärztinnen und Ärzten in den Praxen und Kliniken sehr gut aufgenommen. Sie wird aufgrund der guten Ergebnisse weiter fortgeführt.

Literatur

[1] Brenner et al, American Journal of Gastroenterology 103 Sept. 2008)

Dr. med. Sabrina Petsch
Geschäftsstelle, Tumorzentrum der Universität Erlangen-Nürnberg
Carl-Thiersch-Str. 7
91052 Erlangen
Tel.: 09131/8536672
E-Mail: sabrina.petsch@tuz.imed.uni-erlangen.de