Historische Entwicklung und zukünftige Potentiale der Tumordokumentation im Sarkomzentrum des WTZE

M. Heß (1), L. Podleska (2), G. Täger (2)

(1) Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Unternehmensmodellierung, Institut für Informatik und Wirtschaftsinformatik, Universität Duisburg-Essen, (2) Sarkomzentrum am Westdeutschen Tumorzentrum, Universitätsklinikum Essen

Einleitung

Weichteilsarkome (WTS) stellen mit einer Häufigkeit von 0,8-1% aller malignen Tumoren eine sehr seltene Tumorentität dar (Inzidenz 2/100.000 pro Jahr). Maßgeblichen Einfluss auf die Prognose der Patienten haben Auswahl und Durchführung einer patientenindividuell geeigneten Therapie. Diese hängt von Entität, Klassifikation Grading, Lokalisation und Ausdehnung des Tumors ab. Die Therapieentscheidung sollte daher unter Berücksichtigung aller relevanten Informationen gemeinsam durch ein für WTS spezialisiertes interdisziplinäres Tumorboard getroffen werden. Zur standardisierten Dokumentation, Auswertung und Qualitätssicherung des patientenindividuellen Entscheidungsprozesses verwendet das interdisziplinäre Tumorboard am WTZE eine IT-Lösung.

Material und Methoden

Dabei handelt es sich um eine MS Access Datenbank (DB), die zunächst nur im klinischen Entscheidungsprozess genutzt und deren Eingabemaske auf Basis eines papierbasierten Formulars rekonstruiert worden ist. Eingaben werden in String-Variablen gespeichert. Die maßgeblichen Informationen werden auf einer Bildschirmseite erfasst: Persönliche Daten, Diagnosedaten (Tumorentität, Erstdiagnose, TNM-/UICC-Klassi-fikation), Anamnese, Fragestellung zur Vorstellung im Tumorboard, weiteres Procedere (Dokumentation der Entscheidung des Tumorboards), Sonstiges (zur Erfassung relevanter Zusatzinformationen), sowie Datum und Teilnehmer der Tumorkonferenz. Seit dem 28.10.2010 wird statt der oben genannten Datenbank eine in das KIS integrierte Lösung verwendet.

Ergebnisse

Die Datenbank kam in der Zeit vom 21.04.2005 bis zum 21.10.2010 wöchentlich zum Einsatz, umfasst 1307 Datensätze und ist als klinisches Krebsregister zu werten. Am häufigsten sind die folgenden Tumoren und zugehörigen Therapieentscheidungen dokumentiert: 189 Liposarkome, 90 MFH, 75 Chondrosarkome, 64 Ewing-Sarkome, 48 Fibro-, 47 Synovi-al-, 46 Osteosarkome, 35 Angiosarkome, 34 Melanome und Karzinome, 25 Desmoidtumoren.

Diskussion

Die DB erlaubte die strukturierte Dokumentation des Entscheidungsprozesses. Sie zeichnete sich durch einfache und intuitive Bedienbarkeit und eine übersichtliche Eingabemaske aus. Mittels Suchfunktion können alle Datensätze durchsucht und ihre statistische Auswertung unterstützt werden. Beides ist jedoch aufgrund der ausschließlichen Verwendung von Freitextfeldern, z. B. aufgrund von Tippfehlern, fehleranfällig. Auch eine Konsistenzprüfung der eingegebenen Daten ist aufgrund fehlender formaler Spezifikation der Datenfelder nicht oder nur schwer möglich. Ebenfalls nachteilig erscheint, die fehlende Integration der DB mit dem KIS, sodass eine teilweise redundante und verteilte Dokumentation erfolgt. Die in das KIS integrierte Lösung vermeidet dies, wird jedoch von den Mitgliedern des Tumorboards als unübersichtlich und nicht bedienerfreundlich eingestuft.

Ausblick

Angestrebt wird eine Kombination aus beiden Lösungen, die bedienerfreundlich, übersichtlich, mit dem KIS integriert, formal spezifiziert und damit hinsichtlich der Datenkonsistenz und -qualität überprüfbar ist. Dies erleichtert die statistische Auswertbarkeit der Datensätze und   bei entsprechender Standardisierung   die Überführung in ein überregionales Krebsregister.

M. Heß
Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Unternehmensmodellierung
Universität Duisburg-Essen
Universitätsstraße 9
45141 Essen
Tel.: 0201/183-3099
E-Mail: m.hess@uni-due.de