Was können klinische Krebsregister zur Zertifizierung von Darmzentren beitragen?

B. Schubotz(1), U. Altmann(2), P. Döhler(3), V. Wulff(4)

(1)Tumorzentrum Chemnitz, (2)Institut für Medizinische Informatik Gießen, (3)Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz, Klinik für Chirurgie (Darmzentrum), (4)Südwestsächsisches Tumorzentrum Zwickau e.V.

Seit 2006 wird die Zertifizierung von Darmzentren durch das Institut OnkoZert im Rahmen von Pilotzertifizierungen durchgeführt. Das Darmzentrum der Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz unterzog sich im Dezember 2006 dem Erstaudit. Dabei werden wie bei der Zertifizierung von Brustzentren die fachlichen Anforderungen über einen Erhebungsbogen abgefragt.

Die Anforderungen an onkologische Zentren allgemein lassen sich in solche zur Struktur-, zur Prozess- und zur Ergebnisqualität einteilen. Die Erfüllung eines großen Teils der Anforderungen insbesondere aus Struktur- und Prozessqualität wird im Sinne eines Qualitätsmanagement-Handbuchs durch textliche Beschreibung von Strukturen und Abläufen (Standardarbeitsanweisungen) innerhalb des Darmzentrums belegt.

Allerdings finden sich in allen Bereichen auch Kennzahlen, die aus Daten klinischer Krebsregister gewonnen werden können, da sich eine Vielzahl der Zahlen auf die Tumorfälle innerhalb der Darmzentren beziehen. Von außerordentlichem Vorteil sind dabei die existierenden Meldewege für alle Tumorerkrankungen, -behandlungen und -nachsorgen über die regional zuständigen klinischen Krebsregister der Tumorzentren. Damit lassen sich zum einen Daten retrospektiv für zurückliegende Diagnosejahre ermitteln. Zum anderen ermöglichen die Erfassungsstrukturen die geforderte zeitnahe Tumordokumentation eines Darmzentrums.

Die Existenz der Tumordokumentation, d.h. des Krebsregisters an sich ist ein Merkmal der Strukturqualität und deren tatsächliche Nutzung ist eines der Prozessqualität. Die geforderten Leistungen zur Ergebnisqualität wie ereignisfreie Überlebenszeit, Mortalitätsrate der Jahreskohorten der Eingeschriebenen mit Erstmanifestation, Zeitpunkt des Rezidives je Stadium und Operationsart usw. sind typische Auswertungen, die ein klinisches Register erbringen muss und die sich zum Teil auch in Qualitätsindikatoren mit Referenzbereichen widerspiegeln. Eine Erweiterung der Tumordokumentation im Register ist nicht erforderlich.

Die Teile der Kennzahlen, die sich nicht in der Tumordokumentation finden, wie z.B. Erfahrung Polypektomie / Mucosektomien / Zentrum, müssen aus anderen Quellen belegt werden. Es ist allerdings nicht erforderlich, dass solche Zahlen aus der individuellen Patientendokumentation abgeleitet werden müssen.

Ein weiteres wichtiges Prozessmerkmal ist die Durchführung interdisziplinärer Tumorkonferenzen, die auch adäquat dokumentiert sein müssen. Hier ergibt sich ein wichtiger Schnittpunkt zur Arbeit des Registers, da die Protokolle direkt für die Tumordokumentation genutzt werden können. Deshalb wurde durch das Institut für Medizinische Informatik Gießen ein in Absprache mit den Klinikern entwickeltes Anmelde- und Protokollierungssystem für Tumorkonferenzen auf Basis des Web-GTDS entwickelt und vom Tumorzentrum Chemnitz gemeinsam mit dem Darmzentrum Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz in Routineeinsatz gebracht.

Literatur

Fachliche Anforderungen Darmzentren (http://onkozert.de/darmzentren.htm, zuletzt aufgesucht am 21. Februar 2007)