Onkologische Nachsorge-Organisation in der Klinik für Kiefer- und Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck

A. Dirksen, P. Sieg

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck

Einleitung/ Fragestellung

Im klinischen Tumorregister der Klinik werden lückenlos seit 1992 die malignen Tumoren der Klinik dokumentiert. Die Dokumentation orientiert sich dabei an den Standards der “Basisdokumentation für Tumorkranke”, 5. Aufl. Neben der eigentlichen Tumordokumentation bildet das Nachsorgemanagement einen wesentlichen Eckpfeiler des klinikeigenen Tumorregisters. Erst auf der Basis einer qualitätsgesicherten Dokumentation sind Aussagen über die Qualität der onkologischen Behandlung unserer Patienten möglich.

Aufgezeigt werden soll die Bedeutung der Tumordokumentation sowie des Nachsorgemanagements im onkologischen Qualitätsmanagement.

Methode

Analysiert wird der Qualitätsindikator Überlebenszeit, der ein Indikator für Ergebnisqualität, insbesondere für Therapie-Spätergebnisse ist. Auf Grundlage des standardisierten klinikeigenen Tumorregisters wurde für die vorliegende Arbeit aus dem Gesamtkollektiv der dokumentierten malignen Tumoren (N=1141) die Patienten mit der Diagnose: primäres Mundhöhlenkarzinom der Lippe, der Mundhöhle und des Oropharynx im Diagnosezeitraum 1.1.1992 bis 31.10.2004 selektioniert (N=339). In unserem Tumorregister bildet diese Tumorentität mit einem Anteil von 43 % die größte Gruppe aller dokumentierten malignen Tumoren.

Zur Beurteilung der Behandlungsergebnisse wurde die Zusammensetzung des Patientengutes, speziell die Verteilung des prognostischen Faktors: Tumorstadium (pT und pN-Kategorie) untersucht, da dieser Faktor eine unabhängige Wirkung auf die Prognose und damit auf die Überlebenszeit haben kann.

Mit der Intention, mögliche Veränderungen in der Behandlungsqualität über den gesamten Beobachtungszeitraum abzubilden, wurde das Patientenkollektiv in vier Jahresgruppen unterteilt und die Überlebenszeiten getrennt berechnet. Die 5-Jahres-Überlebensrate des eigenen Kollektivs wurde mit den Referenzdaten des multizentrischen DÖSAK-Tumorregisters* verglichen.

Ergebnisse

Das häufigste Malignom der Mundhöhle ist das Plattenepithelkarzinom der Mundhöhle. Das invasive Plattenepithelkarzinom hat in dem betrachteten Kollektiv einen Anteil von 94%. Die übrigen 6% betreffen die Sonderform “verruköses Karzinom” und das Frühstadium “mikroinvasives Karzinom”. Das ausgewählte Kollektiv ist hinsichtlich der Geschlechts- und Altersverteilung im Vergleich zur Literatur repräsentativ. Männer (70 %) sind von dieser Erkrankung häufiger betroffen als Frauen (30%). Sie sind bei Erkrankungsbeginn jünger (AM: 61. J.) als die Frauen (AM 67 J.)

Hinsichtlich der Prognosefaktoren pT und pN-Kategorie ergibt sich über den Beobachtungszeitraum eine homogene Verteilung.

Die 5-Jahres-Überlebensrate für das Gesamtkollektiv beträgt 52% und entspricht dem Ergebnis des DÖSAK-Registers. Für die vier Gruppen ergaben sich keine signifikant voneinander abweichenden Überlebenskurven.

Diskussion/ Schlussfolgerungen

Über den Beobachtungszeitraum von 12,8 Jahren hinweg hat sich die 5-Jahres-Überlebenszeit des klinikeigenen Patientenkollektives nicht verändert. Die Prognose quoad vitam ist konstant geblieben.

Die Ergebnisse der eigenen Untersuchung decken sich bezüglich der Überlebensraten als auch der Konstanz im Beobachtungszeitraum mit den Daten des multizentrischen DÖSAK-Tumorregisters.

Der Aspekt der Lebensqualität der Patienten im Überlebensintervall fand in der vorliegenden Studie noch keine Berücksichtigung. Veränderungen der sozialen und beruflichen Reintegration bedingt durch modernere Operations- und adjuvante Behandlungsverfahren sind Gegenstand einer derzeitigen Analyse.

Das klinische Tumorregister der Klinik unterstützt die Qualitätssicherung in der Klinik sowie die Langzeitbetreuung der Patienten. Es stellt die Datenbasis dar für weitere wissenschaftliche Analysen.

(*DÖSAK: Deutsch-Österreichisch-Schweizerischer Arbeitskreis für Tumoren im Kiefer- und Gesichtsbereich)

Angelika Dirksen (Med.Dok.)
Sektion Klinik für Kiefer- und Gesichtschirurgie
Uniklinikum Schleswig-Holstein
Campus Lübeck
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