Akzeptanz und Anwendung der Standards und Kurzgefaßten Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft

A. Prescher 1, C. Gernreich 2, M.-L. Dierks 2, J. Finnern 1
1 Informationszentrum für Standards in der Onkologie (ISTO) der Deutschen Krebsgesellschaft, Frankfurt
2 Abteilung Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung der Medizinischen Hochschule Hannover

Qualitätssicherung erfordert die Festsetzung von Qualitätsstandards und –indikatoren. Durch eine Standardisierung kann die Varianz im klinischen Alltag minimiert werden, denn ärztliches Handeln darf insbesondere in der Onkologie nicht beliebig sein. Die Erstellung von wissenschaftlichen Standards und Leitlinien zur Diagnose und Therapie maligner Erkrankungen hat das Ziel, die Versorgung von Krebskranken zu verbessern. Für diagnostische und therapeutische Standards sind die wissenschaftlichen Fachgesellschaften verantwortlich. Im Bereich der Onkologie hat das Informationszentrum für Standards in der Onkologie (ISTO) der Deutschen Krebsgesellschaft die Aufgabe übernommen, Standards und Leitlinien zu erstellen. Seit Beginn der Förderung des ISTO-Projektes durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) 1995 konnten 7 Bände der Publikationsreihe "Qualitätssicherung in der Onkologie" und insgesamt 21 Kurzgefaßte Leitlinien fertiggestellt werden.

Die Entwicklung von neuen Diagnose- und Therapiekonzepten sowie die konsequente Anwendung bewährter Methoden tragen dazu bei, daß sich die Heilungschancen für die Mehrzahl der Patienten mit bösartigen Neubildungen erhöhen. Die Effektivität (Can it work?) und Effizienz (Does is work?) von Leitlinien hängt davon ab, in welchem Ausmaß es gelingt, sie in das Bewußtsein der Anwender zu bringen und ihre Akzeptanz zu erreichen. Ein entscheidender Punkt dabei ist eine möglichst breite Dissemination der neu erstellten und aktualisierten Standards und Kurzgefaßten Leitlinien in unterschiedlichen Medien (z.B. Fachzeitschriften, Internet). Statistische Auswertungen der Bestellfrequenz und –menge von Standards und Kurzgefaßten Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft zeigen, daß die Bekanntgabe neuer bzw. aktualisierter Leitlinien per Mailinglisten oder in Fachzeitschriften zu einem deutlichen Anstieg der Leitlinien-Nachfrage führt. Am Beispiel der Nachfrage nach Kurzgefaßten Leitlinien (per Bestellformular kostenlos über die DKG anzufordern), kann man deutlich erkennen, daß das Interesse an Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft sehr groß ist.

In Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Hannover / Abteilung Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung wurde die Akzeptanz und Anwendung der von ISTO herausgegebenen Leitlinien untersucht. Die Evaluation wurde exemplarisch an den beiden ersten veröffentlichten Standards aus der Publikationsreihe "Qualitätssicherung in der Onkologie"

durchgeführt. Dabei wurden Personen und Einrichtungen in die schriftliche Befragung eingeschlossen, die sich mit der konkreten Umsetzung der Leitlinien im stationären und ambulanten Bereich oder mit der Distribution der Themen über spezielle Verteiler, Fortbildungen bzw. Qualitätszirkel befassen. Insgesamt wurden bundesweit 600 ärztliche Mitarbeiter aus Fachkliniken und -praxen sowie 92 Vertreter verschiedener Institutionen angeschrieben. Die Rücklaufquote betrug 20 %. Die Akzeptanz und Anwendung von Standards und Kurzgefaßten Leitlinien scheint in einem erheblichen Maße davon abzuhängen, ob die Manuskripte kostenpflichtig oder gebührenfrei abgegeben werden.