Ein Ringversuch zur Kodierung von Diagnosen in epidemiologischen Krebsregistern in Deutschland

Lehnert M 1,2, Mattauch V 1, Krieg V 1, Hense HW 2

Fragestellung:

Zur Identifizierung von Kodierungsproblemen und unterschiedlichen Kodierungsgewohnheiten in epidemiologischen Krebsregistern wurde ein Ringversuch unternommen. Dabei sollte auch geprüft werden, ob sich dieses Instrument zur Anwendung im Rahmen der Qualitätssicherung in der Dokumentation von Krebserkrankungen im Netzwerk epidemiologischer Krebsregister in Deutschland eignet.

Material und Methode:

Im September '98 wurde eine Auswahl von Diagnosetexten von regulären Meldungen und Todesbescheinigungen aus der täglichen Routine der Krebsregister Münster, Baden-Württemberg und Saarland in tabellarischer Form an alle epidemiologischen Krebsregister in Deutschland versandt. Die in den Registern für diese Aufgabe zuständigen Mitarbeiter sollte die Diagnosetexte unter Routinebedingungen kodieren. Bis zum Ende der Rücklauffrist am 30.9.98 waren insgesamt 16 kodierte Diagnoselisten von acht epidemiologischen Registern eingegangen.

Ergebnisse:

Die Kodierung der regulären Meldungen erfolgte bis auf eine Ausnahme, wo die Morphologie noch nach ICD-O-1 codiert wurde, jeweils für die Lokalisation und Morphologie nach ICD-O-2. Teilweise wurden jedoch auch Kodierungen aus der 2. Auflage des deutschen Tumorhistologieschlüssels verwendet. Bei zahlreichen Diagnosen wurden Unterschiede bei der Kodierung in irgendeiner Form festgestellt. Ein noch inhomogeneres Bild zeigten die Kodierungen der Diagnosetexte auf Todesbescheinigungen. Bereits das Vorgehen bei unsicheren Diagnosen und Verdachtsdiagnosen unterschied sich erheblich. Der Einsatz unterschiedlicher Schlüsselsysteme (ICD-O-1, ICD-O-2, ICD 9, ICD 10) schränkte den direkten Vergleich ein.

Schlußfolgerung:

Auf dem Weg zu einer bundesweiten, flächendeckenden Krebsregistrierung signalisieren erhebliche Unterschiede bei der Kodierung von Diagnosetexten in den einzelnen epidemiologischen Krebsregistern Harmonisierungsbedarf. Neben der Festlegung eines gemeinsamen Kodierungsschlüssels und allgemeiner Kriterien für die Registrierung werden zum Umgang mit Verdachtsfällen und zur Nutzung von Todesbescheinigungen als Datenquelle für alle Register verbindliche Konventionen benötigt. Darüber hinaus sind für die Kodierung einzelner Entitäten Verabredungen zu treffen, die ein sinnvolles Zusammenführen und Vergleichen der Ergebnisse der epidemiologischen Krebsregistrierung aus den Bundesländern ermöglicht. Um auch weltweit vergleichbar zu sein, empfiehlt sich hierbei die Berücksichtigung des vorhandenen internationalen Regelwerks. Durch eine Präzisierung der Aufgabenstellung läßt sich der Ringversuch zur Kodierung von Diagnosetexten zu einem wertvollen, regelmäßig einsetzbaren Instrument in der Qualitätssicherung der epidemiologischen Krebsregistrierung entwickeln.

1 Epidemiologisches Krebsregister für den Regierungsbezirk Münster
² Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin
Domagkstr.3
48149 Münster