Stellenwert der Dokumentation von Tumorbasisdaten und Tumornachsorgeergebnisse in der onkologischen Visceralchirurgie.

Ketteniß, A. Svehla-Rutkowski, B. Ulrich

Einleitung:

Unser klinisches Nachsorgeregister hat sich zu einer unverzichtbaren Unterstützung in der Patientenversorgung seit seiner Einführung im Jahre 1986 entwickelt. Das gesamte Nachsorgemanagement beginnend mit der primären Tumorbasisdokumentation ist für den onkologisch tätigen Visceralchirurgen eine wichtige Funktion zur Kontrolle des postoperativen Verlaufs seiner Patienten. Nur über ein vollständiges Monitoring der klinischen Verläufe von onkologischen Patienten können Aussagen über die Qualität der onkologischen Behandlung gemacht werden. Durch eine möglichst umfangreiche und genaue Dokumentation der Verläufe können wissenschaftliche Auswertungen über das behandelte Patientengut erfolgen. Anhand unseres Patientengutes wollen wir am Beispiel des colorektalen Karzinoms den Stellenwert der klinischen Tumor- und Nachsorgedokumentation für den onkologisch tätigen Visceralchirurgen darstellen.

Ergebnisse:

Von 1986 bis 1997 wurden 1.115 Patienten nach chirurgischer Resektion eines gastro-intestinalen Karzinoms in die standardisierte Nachsorge aufgenommen. Die Tumordokumentation und das Management der Nachsorge sowie die wissenschaftlichen Auswertungen wurden mit dem Computerprogramm INMEDD (integriertes medizinisches Dokumentationssystem) durchgeführt. Es handelte sich bei den 1.115 Patienten um 99 Oesophaguskarzinome, 257 Magenkarzinome, 432 Colon- und 327 Rektumkarzinome. Bei den 759 Patienten mit einem colorektalen Karzinom wurden seit 1986 2.974 Nachsorgeprogramme nach den Richtlinien der ATO durchgeführt. Im Rahmen der Tumornachsorge wurde bei 55 Patienten (7,2 %) mit einem colorektalen Karzinom eine Fernmetastasierung entdeckt. Bei 17 Patienten (29,1 %) war eine chirurgische Metastasenresektion möglich. 15 Patienten (27,3 %) konnten dabei R0 reseziert werden (13 x Leberresektion, 2 x Lungenresektion). Bei 7 Patienten (46,6 %) trat nach erfolgter Metastasenresektion eine erneute Fernmetastasierung auf, wobei 3 Patienten anschließend erneut einer onkologischen Therapie zugeführt werden konnten. Die 5-Jahresüberlebensrate nach Resektion einer colorektalen Fernmetastase betrug in unserem Patientengut 20,5 %.

Die frühzeitige Entdeckung von Lokalrezidiven durch die Tumornachsorge hat in der onkologischen Chirurgie ebenfalls einen hohen Stellenwert. In unserem Krankengut betrug die Lokalrezidivrate für das Colonkarzinom 7,9 %, für das Rektumkarzinom 14,9 %. Die Rate von symptomatischen Lokalrezidiven betrug beim Colonkarzinom 53 % und beim Rektumkarzinom 35 %. Die erneute R0-Resektionsrate eines Lokalrezidivs war beim Colonkarzinom 32,3 % und beim Rektumkarzinom 32,2 %, wobei die höchste R0-Zweitresektionsrate mit 37 % bei asymptomatischen Colonrezidiven und 41 % bei symptomatischen Rektumrezidiven erreicht wurde. Die 5-Jahresüberlebensrate nach R0-Zweitresektion eines Lokalrezidivs betrug beim Rektumkarzinom 16 % und beim Colonkarzinom 27 %.

Schlußfolgerung: Aufgrund des klinischen Monitorings unserer Patienten mit einem colorektalen Karzinom sind wir jederzeit in der Lage durch wissenschaftliche Auswertungen die Qualität und die Ergebnisse unserer onkologischen Therapie mit den Ergebnissen in der Literatur zu vergleichen. Wichtige Qualitätsmerkmale der onkologischen Visceralchirurgie beim colorektalen Karzinom sind für uns im Vergleich mit anderen Kliniken die Rate von asymptomatischen und symptomatischen Lokalrezidiven, die Fernmetastasenrate, die erneute Resezierbarkeit von Lokalrezidiven und Fernmetastasen sowie die 5- und 10-Jahresüberlebensraten nach einer kurativen, onkologischen Behandlung.

Adresse:
Dr. med. M. Ketteniß, Kliniken der Landeshauptstadt Düsseldorf, Krankenhaus Gerresheim,
chirurgische Klinik, Chefarzt Prof. Dr. med. B. Ulrich, Gräulingerstr. 120, 40625 Düsseldorf.
Tel.: 0211/2800-301