Prozeßqualität bei der Therapie des colorectalen Karzinomes:
Lokale iatrogene Tumorzelldissemination trotz standardisiertem chirurgischen Vorgehen

S. Kastl, S. Merkel, W. Hohenberger

Einleitung:

Das Qualitätsmanagement der ärztlichen Tätigkeit hat die Intention, eine optimale Behandlung der Patienten sicherzustellen; der onkologische Patient und dessen operative Versorgung stellen einen zentralen Aspekt dabei dar.

Im Rahmen der Qualitätssicherung beim colorectalen Karzinom analysierten wir die Fälle, bei denen es zu einer lokalen Tumorzelldissemination gekommen war. Die prospektiv erhobenen Daten von 3498 kurativ resezierten Patienten mit Colonkarzinom (1568) und Rectumkarzinom (1930) wurden in 4 aufeinanderfolgende Zeiträume von je 5 Jahren (1978-1982, 1983-1987, 1988-1992 und 1993-1997) aufgeteilt . Wir verglichen die Häufigkeit der lokalen Tumorzelldissemination (Einriß oder Schnitt durch den Tumor), der Tumorkategorien pT1-3 versus pT4 und der Lokalisation im Colon versus oberes und mittleres sowie unteres Rektumdrittel.

Ergebnisse:

Tumorkategorie:

Beim Colonkarzinom der Kategorien pT1-3 war die lokale Tumorzelldissemination erwartungsgemäß selten (1-3%). In der Kategorie pT4 zeichnete sich im Verlauf der letzten 20 Jahre eine signifikante Abnahme von 20% auf 3% ab (p=0,002, Chi-Square-Test).

Beim Rektumkarzinom zeichnete sich mit Verbessserung der standardisierten chirurgischen Technik auch ein Rückgang der örtlichen Tumorzelldisseminationen ab. In der Kategorie pT1-3 nahm sie signifikant von 8% auf 4% ab (p=0,021), in der Kategorie pT4 von 16% auf 11% (nicht signifikant).

Tumorlokalisation:

Betrachtet man die Tumorlokalisation, so war ein Einriß oder Schnitt durch den Tumor bei allen Lokalisationen rückläufig. Sie war signifikant rückläufig im Colon (Rückgang von 4% auf 1%, p=0,005) und im oberen und mittleren Rektumdrittel (Rückgang von 6% auf 2%, p=0,042). Im unteren Rektumdrittel fand sich ein Einriß oder Schnitt durch den Tumor am häufigsten, der aber ebenfalls im Verlauf der letzten 20 Jahre deutlich rückläufig war (12%, 12%, 8%, 6%, nicht signifikant, p=0,076).

Schlußfolgerungen:

Infiltrationstiefe und Tumorlokalisation (unteres Rektumdrittel) sind ausschlaggebend für die Inzidenz von Einriß oder Schnitt durch den Tumor. Durch ein standardisiertes chirurgisches Vorgehen konnte dies innerhalb fast aller Gruppen signifikant vermindert werden, was für die Prognose des Patienten entscheidend ist.

Dr. S. Kastl, Chirurgische Universitätsklinik Erlangen
Krankenhausstr. 12, 91054 Erlangen; Tel. 09131/8533296. E-mail sdkastl@aol.com