Trendanalyse der kolorektalen T4-Karzinome über den Zeitraum 1982 – 97

U. Hinz, Th. Lehnert, Ch. Herfarth

Das klinische Krebsregister in der Chirurgischen Klinik besteht mit Unterstützung des Tumorzentrums Heidelberg / Mannheim seit Anfang der 80iger Jahre. Alle behandelten Karzinome einschließlich der Nachsorge werden standardisiert und bis auf spezifische Ergänzungen unverändert dokumentiert. Die Änderungen in der TNM-Klassifikation kolorektaler Karzinome (3. zur 4. Auflage) sind soweit möglich automatisch umgesetzt worden. Dadurch lassen sich anhand der Datenbasis Tendenzen in der Stadienzusammensetzung über die Jahre aufzeigen und deren Ursachen und Folgen analysieren. In der vorliegenden Analyse haben wir die pT4-Karzinome über die Zeitintervalle 1982-85, 1986-89, 1990-93 und 1994-97 betrachtet.

Im Zeitraum 1982 – 97 wurden in Heidelberg 2529 kolorektale Primärkarzinome reseziert. Hiervon waren 8% pT1, 20% pT2, 57% pT3 und 14% pT4 Tumore. Der Anteil pT4 Tumore stieg von 6% in den Intervallen 1982-85 (29 / 473) und 1986-89 (38 / 616) auf 22,5% im Intervall 1990-93 (145 / 644). 1994-97 blieb der Anteil an pT4-Karzinomen bei 18% (143 / 796). Mit dem UICC-Stadium stieg auch die Zunahme des T4-Tumor Anteils

Anteil der T4-Karzinome in den UICC-Stadien

UICC-Stadium

Intervall

 

 

 

Gesamt

 

82 – 85

86 – 89

90 – 93

94 – 97

82 - 97

I / II

5% (13 / 269)

5% (16 / 340)

11% (32 / 303)

10% (39 / 397)

8% (100 / 1309)

III

5% (7 / 130)

9% (14 / 155)

21% (38 / 178)

20,5% (43 / 210)

15% (102 / 673)

IV

12% (9 / 74)

7% (8 / 121)

46% (75 / 163)

32% (61 / 189)

28% (153 / 547)

 

 

 

 

 

 

Gesamt

(Stadium I – IV)

6% (29 / 473)

6% (38 / 616)

22,5% (145 / 644)

18% (143 / 796)

14% (355 / 2529)

Die kurativen Resektionsraten in den ersten drei Zeitintervallen blieben trotz der höheren UICC-Stadien konstant (45%, 47%, 43%). Nur im Intervall 1994-97 stieg die kurative Resektionsrate auf 56%. Das mediane Gesamtüberleben (MÜL) nach Resektion kolorektaler pT4-Karzinome hat sich, betrachtet über die vier Intervalle, kaum verändert (20, 24, 20 und 21 Monate). Die entsprechenden 3 u. 5 Jahresüberlebensraten (JÜLR) liegen im Intervall 1982-85 bei 31% und 28%, 1986-89 bei 32% und 22% und 1990-93 bei 28% und 19%. Die erste Schätzung der 3 JÜLR nach Resektion im Intervall 1994-97 liegt bei 35%. Bei den pT4-Karzinomen im UICC-Stadium III stieg das MÜL von 12 Monaten 1982-85 über 18 Monate 1986-89 auf 31 Monate 1990-93. Eine erste Schätzung für 1994-97 ergibt 21 Monate. Die 3 und 5 JÜLR lauten für 1982-85 14% und 14%, für 1986-89 23% und 8%, für 1990-93 42% und 27% und die 3 JÜLR für 1994-97 47%.

Die Ergebnisse sprechen für eine zunehmende Zuweisung und operative Therapie der pT4-Karzinome in unserer Klinik. Die Zunahme in den Überlebensraten im UICC-Stadium III bei den pT4-Karzinomen zeigt sich auch im UICC-Stadium III insgesamt. Diese Verbesserung des Langzeitüberlebens im UICC-Stadium III insgesamt spricht gegen einen Staging – Effekt (Verschiebung von T2 und T3 zu T4). Zur Interpretation der Ursachen und Einflußfaktoren für die Veränderungen im Überleben bedarf es weiterer Analysen.

Ansprechpartner:
Dipl.-Inform. Med Ulf Hinz
Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 110
69120 Heidelberg
Tel.: 06121 / 56 62 59
e-Mail: Ulf_Hinz@med.uni-heidelberg.de